Gerade in Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Spannungen und sozialer Herausforderungen, braucht es Gemeinwohl orientierte Initiativen. Wie das aussehen kann, zeigt das ehrenamtliche Team hinter Legmon.
Als Verein setzt sich Legmon zum Ziel, sozial benachteiligte Jugendliche auf ihrem Weg zu unterstützen und so für mehr Chancengleichheit zu sorgen. Durch Videoinhalte, ein Mentoring-Programm und Workshop-Angebote erreicht das Team tausende junge Menschen, erzielt skalierbaren Impact und schafft eines der diversesten und talentiertesten Netzwerke Deutschlands. Möglich wird dies durch hochmotivierte SchülerInnen und Studierende, die sich in ihrer Freizeit für die Initiative einsetzen. Das gesamte Angebot ist dabei komplett kostenfrei.
Gerade Jugendliche aus Haushalten, in denen niemand studiert hat, wenig finanzielle Ressourcen zur Verfügung steht oder kein Deutsch gesprochen wird, haben es statistisch gesehen schwieriger, sozial aufzusteigen. Die Gründe sind dabei vielfältig und reichen von persönlichen Selbstzweifeln und mangelndem Netzwerk bis hin zur Unwissenheit hinsichtlich möglicher Karrierewege oder möglichen Stipendien und anderen Förderangeboten.
Das Team hinter Legmon geht mit seiner holistischen und wissenschaftlich fundierten Plattform an die Ursache des Problems heran und möchte so mehr soziale Mobilität ermöglichen – und das mit Erfolg, wie das Feedback aus der Community sowie die Unterstützung anderer sozialen Initiativen und hochkarätiger Video-Gäste zeigt.
Legmons Aktivitäten lassen sich in drei verschiedene Bereiche unterteilen: Mentoring, Community, Content.
Mentoring: Kern der Aktivitäten bildet das Mentoring-Programm. Auf der Website sowie in einer eigens entwickelten App lassen sich die Profile diverser Auszubildender, Studierender und Young Professionals aufrufen. Nach einer erfolgreichen, niederschwelligen Bewerbung können sich die Jugendlichen dann zu Themen wie Fächerwahl, Studienorientierung, Stipendium oder Lebenslauf beraten lassen. Viele der MentorInnen haben ähnliche Erfahrungen wie Legmons Zielgruppe gemacht und können daher besonders hilfreiche Tipps geben. Besonders zu betonen ist dabei der vielseitige Background der MentorInnen – Studierende verschiedener Fachrichtungen wie BWL, Medizin oder Psychologie von Universitäten wie der Stanford University, ETH oder Uni Mannheim kommen allesamt zusammen, um der Community ehrenamtlich zu helfen.
Community: Eng verwoben mit dem Mentoring-Programm ist Legmons Community-Ansatz. Diverse Jugendliche mit den verschiedensten Hintergründen treffen aufeinander – sei es im digitalen Raum durch Workshops und Webinare oder auch offline durch Treffen in Lokalgruppen und groß angelegten Community-Events. Ehrenamtliche aus dem Core Team, Mentor:innen und Mentees kommen alle zusammen, um voneinander zu lernen und Freunde fürs Leben zu finden. Das dabei entstehende Netzwerk hat für Jugendliche aus sozial schwachen Verhältnissen dabei einen besonders großen Mehrwert und schafft das nötige Vertrauen, um sich zu öffnen und Hilfe anzunehmen.
Content: Auf Legmons diversen Social Media Kanälen – allen voran YouTube – finden Nutzerinnen und Nutzer eine Vielfalt in hilfreichen Informationen rund um Themen wie persönliche Entwicklung, Schule & Karriere und Stipendien. Besonders hervorzuheben ist dabei das Interview-Format, in dem Studierende und Berufstätige ihre eigenen Karrierepfade vorstellen und hilfreiche Tipps mitgeben.
Neben den Wissensinhalten und der Berufsorientierung, sind es jedoch vor allem Vorbilder und nahbare Identifikationsfiguren, die Jugendliche erreichen. So berichtet Mahmut auf Legmons Kanal, wie er es aus der Hauptschule zur Promotion an die Harvard University geschafft hat, Christin trotz Legasthenie Medizin studieren konnte, Maria als alleinerziehende Mutter ein erfolgreiches Startup aufbaut oder Dr. Arunagirinathan es vom unbegleiteten Flüchtling und Tellerwäscher bis zum Herzchirurgen aufstieg. Das bringt natürlich Aufmerksamkeit mit sich und schafft Möglichkeiten auch prominente Gäste wie Daniel Jung (Mathe-YouTuber), Beni Weber (ehemaliger Art Attack Moderator, South Park Synchronsprecher) oder Mirko Drotschmann (Journalist, “MrWissen2go”) einzuladen.
Wir leben in einer meritokratischen Gesellschaft, die uns verspricht, dass jede und jeder durch Fleiß und Arbeitseinsatz aufsteigen kann. Dies ist jedoch leider ein Wunschdenken – Zahlreiche Statistiken belegen mangelnde Chancengleichheit. Der Aufstieg aus einem sozial schwachen Milieu dauert bis zu 6 Generationen (1) und die Korrelation zwischen sozialer Herkunft und dem erreichten Bildungsabschluss ist erschreckend hoch (2), (3), was sich beispielsweise im Anteil der Studierenden oder der durch Stipendien Geförderten aus Nicht-Akademiker-Haushalten (d.h., Haushalte in denen keines der Elternteile studiert hat) widerspiegelt.
Grund hierfür sind die ungleichen Startbedingungen, die nach Bourdieu (4), einem der einflussreichsten Soziologen des vergangenen Jahrhunderts, aus fehlendem sozialen, ökonomischen und kulturellen Kapital resultieren: Das Geld für schulische Nachhilfe reicht nicht aus, das Netzwerk der Familie ist eingeschränkt und der Wert von Bildung wird verkannt. Kurzum: Der soziale Aufstieg ist die Ausnahme.
Bei seinem Angebot setzt Legmon auf einen möglichst holistischen Ansatz und greift an den bekannten Ursachen für mangelnde soziale Mobilität an. Anders als bei Wettbewerbern wirkt Legmons Angebot daher wie ein ganzheitliches Ökosystem: Das Zusammenspiel aus Mentoring, Community und Content setzt direkt an den Ursachen an, fördert Entwicklungsdenken und stellt die notwendigen Ressourcen bereit.
Studien zeigen, wie ein hohes Maß an Resilienz (Widerstandsfähigkeit) gegenüber Niederlagen, Selbstwirksamkeit (5) (Selbstvertrauen, d.h., “Traue ich mir etwas zu?”) und Belohnungsaufschub (6) (“Kann ich es ohne kurzfristige Belohnung/Gratifikation aushalten?”) sozialen Aufstieg begünstigen kann. Unsere Inhalte vermitteln eben jene Konzepte auf subtile Art und Weise und zeigen auf, wie große Vorhaben und Ziele in kleinen, realistischen Schritten erreicht werden können.
Gleichzeitig werden verschiedene, potenziell noch fremde Lebensentwürfe vorgestellt und Tipps an die Hand gegeben. Wie kann man sich ein Studium der Chemie oder der Informatik vorstellen? Wie läuft die Ausbildung zu einem Paketzusteller ab? Welche Stipendien gibt es und wie kann ich Medizin trotz schlechtem Abitur studieren? Mit dem neu erworbenen Wissen entstehen neue Möglichkeiten und die inspirierenden Aufstiegsgeschichten mit nahbaren Identifikationsfiguren geben den Mut, es mal selbst zu probieren – sei es die Bewerbung um ein Stipendium, der Entschluss eine Ausbildung zu machen oder die Lerntipps für die nächste Klausur umzusetzen.
Die gleichzeitige Einbindung einer Community und die Unterstützung hochkarätiger Mentorinnen und Mentoren gibt benachteiligten Jugendlichen die Möglichkeit von einem Netzwerk zu profitieren, das nicht nur einen inhaltlichen Beitrag leistet (etwa bei der Bewerbung oder der Studienwahl) sondern auch Anerkennung ermöglicht und mentale Unterstützung bietet. Viele Mentees bezeichnen ihre Mentorinnen und Mentoren, die im Übrigen oft ähnliche Hintergründe haben, als Freunde oder gar als Familie, mit denen sie über Ängste und Sorgen sprechen können, die Menschen aus dem eigenen Umfeld nicht (mehr) nachvollziehen würden (Stichwort “Entfremdung”) (1).
Wir leben in einer meritokratischen Gesellschaft, die davon ausgeht, dass jeder und jede den Aufstieg – sei es akademisch, sozial oder finanziell – schaffen kann, wenn er oder sie sich nur hart genug anstrengt und dafür einsetzt. Dies spiegelt leider aber nicht die Realität wider. Legmon möchte den American Dream oder besser gesagt den European Dream wieder wahr werden lassen und für mehr soziale Teilhabe, Chancengleichheit und ein erfülltes Leben sorgen – für eine Zukunft, in der jede:r unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Einschränkungen oder Elternhaus den eigenen Träumen folgen kann.
Das gesamte Legmon Angebot ist für benachteiligte Jugendliche komplett kostenfrei. Anders als viele andere Coaching-Anbieter, die hohe Beiträge für eine Mentoring-Session verlangen, möchte Legmon gezielt diejenigen unterstützen, die es am meisten benötigen. Der Verein wurde ohne finanzielle Gewinnabsicht initiiert – Das Team möchte Impact bewirken und wird Legmon auch in Zukunft weiter ehrenamtlich voranbringen. Zur weiteren Entwicklung und Skalierung setzt Legmon zukünftig auf die Unterstützung von gemeinnützigen Stiftungen, Spender:innen sowie Unternehmen.
Entstanden ist Legmon als Hobby-Projekt. Michael Linke, damals noch im Bachelor-Studium, hatte sich schon immer für das Thema sozialer Aufstieg begeistern können und wollte, auch durch seine eigene Erfahrung begründet, einen positiven Beitrag leisten.
Mit der Zeit entwickelte er Legmon immer weiter und mit den ersten Mitgründer:innen nahm das Projekt dann richtig Fahrt auf. Das Team nahm an Events und Wettbewerben wie zum Beispiel Generation-D teil und auch die Zahl der Ehrenamtlichen wuchs immer schneller. Heute sind es über 50 ehrenamtliche SchülerInnen und Studierende aus der IT, Design und BWL, die sich regelmäßig – aus ganz Deutschland und sogar aus dem Ausland, remote – in das Projekt einbringen.
Gemeinsam werden so virale Kurzvideos produziert, das Mentoring-Programm stetig weiterentwickelt und spannende Kooperationen wie z.B. mit dem Aelius Förderwerk, Netzwerk Chancen oder ApplicAid eingefädelt. Angetrieben werden die Ehrenamtlichen durch die gemeinsame Mission, soziale Mobilität und Chancengleichheit zu fördern, was auch den Slogan des Legmon e.V. “Wir schaffen Chancen” erklärt.
Quellen: 1) OECD (2018), A Broken Social Elevator?; 2) Breen, R. et al. (2009), Nonpersistent Inequality In Educational Attainment; 3) Kracke, N. et al. (2018), Beteiligung an Hochschulbildung; 4) Bourdieu, P. (2012, Neuauflage), Ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapital; 5) Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH (2011), Soziale Mobilität, Ursachen für Auf- und Abstiege; 6) Watts, T. et al. (2018), Revisiting the Marshmallow Test (wenngleich auch die Studie die Ergebnisse des ursprünglichen “Marshmallow-Experiments” zum Teil relativiert); 7) El-Mafaalani, A. (2014), Vom Arbeiterkind zum Akademiker